Mitte vergangenen Jahres entschied die saarländische Landesregierung, das ehemalige Finanzamt in Saarbrücken abzureißen – obwohl es unter Denkmalschutz steht und die klimapolitischen Auswirkungen problematisch sind.

Manche Saarbrückerinnen und Saarbrücker wissen nicht, um welches Gebäude es sich handelt, oder verwechseln den massiven Gebäudekomplex des Finanzministeriums (in unmittelbarer Nähe der Alten Brücke) mit dem daneben liegenden, im Vergleich mit dem Ministerium fast filigran wirkenden früheren Finanzamt. Vielen Menschen steht, wenn sie an denkmalgeschützte Bauwerke denken, ausgesprochen „schöne“, gar pittoreske Objekte vor Augen. Das ehemalige Finanzamt gehört aus ihrer Sicht nicht dazu. Deshalb hatte es der Widerstand gegen den Abriss nicht leicht, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.

Das, was die Landesregierung in dieser Sache unternommen hat, hat unter dem Aspekt „Denkmalschutz“ den Ausdruck „Skandal“ verdient. Sie hat ihre Haltung mit Begründungen gerechtfertigt, die jeglichen Denkmalschutz untergraben und in der Zukunft generell ein willkürliches Vorgehen der Behörden erwarten lassen.

In der gleichen Weise, wie sie über den Denkmalschutz hinwegging, missachtete die Landesregierung ebenso die klimapolitischen Auswirkungen. In Paragraph 10 des saarländischen Klimaschutzgesetzes, welches noch nicht so alt ist, dass es in Vergessenheit geraten könnte, wird hinsichtlich des Klimaschutzes den öffentlichen Einrichtungen eine Vorbildfunktion zugewiesen.

Dass der Gebäudesektor ein wesentlicher Verursacher von Treibhausemissionen ist, ist zwar allgemein bekannt, das Augenmerk richtet sich dabei bisher jedoch vor allem auf den Betrieb bzw. Nutzung der Gebäude. Aber: „Eine reine Betrachtung der Emissionen in der Nutzungsphase von Produkten oder Gebäuden und Ansätze zur Reduktion dieser greifen in vielen Fällen zu kurz.“ (IAT Forschung aktuell 9/2023) Laut „Deutscher Umwelthilfe“ verursachen in Deutschland „Herstellung, Errichtung (Bau), Modernisierung, Nutzung und der Betrieb von Gebäuden circa 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Circa 10 Prozent der Treibhausgase in Deutschland (88 Millionen Tonnen CO2 im Jahr) entstehen allein durch die Herstellung, Errichtung und Entsorgung von Gebäuden und Bauprodukten – so viel, wie die gesamten Treibhausgasemissionen von Tschechien.“ Laut Hochrechnungen der DUH vermeidet die Sanierung eines bestehenden Gebäudes ein Drittel der Emissionen eines Neubaus. So könnten jährlich in Deutschland 1,1 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Zur Begründung ihrer Abrisspläne weist die Landesregierung u.a. auf eine angeblich marode Bausubstanz und hohe Sanierungskosten hin. Gutachten würden dies belegen. Die Herausgabe dieser Gutachten verweigert sie jedoch. Dies lässt tief blicken.

Die Landesregierung täte gut daran, den Forderungen der Gegner nach Durchführung eines Moratoriums zu folgen und eine transparente öffentliche Debatte um die strittigen Fragen des Denkmal- und Klimaschutzes zu ermöglichen.