Die Energiewende Saarland e.V. begrüßt ausdrücklich die Zielsetzung der saarländischen Landesregierung und die Rolle der Zema bei der Koordination künftiger Investitionen im Bereich Wasserstoff.

Der Aufbau einer sauberen Wasserstoffwirtschaft ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende – wenn er durchdacht ist. Gegenwärtig droht leider noch ein unkontrollierter Wildwuchs, bedingt durch eine wenig zielgenaue Förderkulisse von Bund und Ländern.

„Insbesondere im Verkehrsbereich werden Mittel nicht effizient eingesetzt“, so Winfried Anslinger, Sprecher des Vereins. „So ist die Nutzung von Wasserstoff im ÖPNV aus energetischer Sicht kaum sinnvoll – der Wirkungsgrad der eingesetzten Energie liegt hier etwa viermal niedriger als bei der direkten Nutzung von Ökostrom. An den physikalischen Grundlagen ändern auch neue Technologien wenig. Solche Effizienzverluste werden dauerhaft Geld vernichten. Dasselbe gilt auch beim Güterverkehr auf der Schiene, beim Einsatz von Wasserstoff in Verbrennungsmotoren, sowie auf dem Wärmemarkt durch Überlegungen, hier dauerhaften Ersatz für Erdgas zu etablieren. All diese technologischen Pfade werden niemals Wirtschaftlichkeit erreichen.“

Laut vorliegender Planung zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung hat das Saarland künftig einen besonders hohen Bedarf an Wasserstoff. Damit stellt sich dringlich die Frage nach der Herkunft dieses Energieträgers. Atomstrom darf keine Option sein – ebenso wenig wie eine dauerhafte Abhängigkeit von Erdgas. Wegen der hohen Transportkosten sollte die Elektrolyse möglichst nahe am Ort des Verbrauchs und nahe bei Anschlüssen für Koppelprodukte wie Wärme und Sauerstoff betrieben werden, um z. B. die beim Umwandlungsprozess entstehenden großen Abwärmemengen von bis zu 40 Prozent wirtschaftlich nutzen zu können. Wegen der Verwendungsmöglichkeit des Koppelprodukts Sauerstoff könnte z. B. auch die Nähe von Kläranlagen eine Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund schlägt die Energiewende Saarland e.V. auf der Basis des bereits bestehenden nationalen „Atlas für geeignete Elektrolyseur Standorte“ 1 die Erarbeitung eines Masterplans Wasserstoff für das Saarland vor, der den bundesweit geltenden Generalplan auf saarländische Bedarfe bezieht. Dies sollte unter Einbeziehung aller relevanten Akteure und unter Verwendung des bereits vorliegenden „Wärmekatasters Saarland“ 2 geschehen. So ließen sich teure Fehlinvestitionen vermeiden und ein Rahmen für unsere regionale Infrastrukturentwicklung im Sinn einer „Energiesystemoptimierung“ schaffen. Ziel sollte sein, minimale Gesamtsystemkosten zu erreichen, um bei dem bevorstehenden Wettbewerb um Kosten und Standorte bestehen zu können.

Winfried Anslinger: „Was wir am wenigsten brauchen, sind neue Sackgassenprojekte, die mit dem süßen Gift gut gemeinter, aber fehlgeleiteter Subventionen finanziert werden. Jetzt braucht es Weitblick, Transparenz und einen klaren ordnungspolitischen Kompass.“

 

1) siehe: www.h2powered.de des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme, Freiburg
2) siehe: https://geoportal.saarland.de/article/Waermekataster/